Mit der Firma Haupt AG reiht sich zum ersten Mal ein Unternehmen in die Gilde der Träger des Ruswiler Anerkennungspreises. In den Augen des Jurykomitees eine durch und durch würdige Wahl. Ein Porträt.
Auf die Initiative hin von Los! Ruswil, erstmals im Jahre 2010 verliehen, mit einem feinen Geldbetrag dotiert und in der Form einer Stahlstatue visualisiert: Das ist der Ruswiler Anerkennungspreis. Symbol der Anerkennung der Ruswiler Bevölkerung gegenüber gemeinnützigen, sozial engagierten und so Mehrwert generierenden Personen, Vereinen und – eben Firmen – innerhalb der Gemeindegrenze. Zugegeben: Als Juror dieser ehrenvollen Kommission assoziiere ich in erster Linie mit gemeinnützigem Engagement keine Kapital generierenden kleineren und mittelgrosse Unternehmen. Und dies obwohl ich die Vorteile und Konsequenzen von wirtschaftlichen Erfolgen in der Form von Steuereinnahmen durchaus zu schätzen weiss. Und auch die beachtliche Anzahl an Arbeitsplätzen für Menschen in und um Ruswil sei mir dabei nicht entgangen. Doch das interessiert in Bezug auf den Ruswiler Anerkennungspreis nun mal wenig.
Eine jahrhundertwährende Geschichte
Vielmehr interessiert dagegen die über ein Jahrhundert andauernde Historie des Familienunternehmens und die damit einhergehende soziale und nachhaltige Unternehmensphilosophie. Ihren Ursprung fand diese übrigens im Jahre 1912, als Fritz Haupt seine Gesellenwanderschaft beendete und in Ruswil ansässig wurde, um knapp zwei Jahre später, im Jahre 1914 am 1. Mai und somit am Tag der Arbeit, ein eigenes Zimmereigeschäft zu gründen. «Vieles hat sich in der Zwischenzeit in der Geschichte dieses Unternehmens abgespielt. Sei dies die schwierige Zeit in den 30er Jahren infolge knapper Auftragslage oder der Feuerbrunst im Jahre 1942, welche den ganzen Betrieb inklusive Wohnhaus und somit sieben Menschenleben forderte», so Beat Haupt. Eines ist aber immer geblieben: «Es sind gewisse Werte. Werte wie Tradition, Emotion und Innovation, welche sich wie ein rotes Band durch die Unternehmensgeschichte gesponnen haben. Halt diese Leidenschaft für das Unternehmen und ganz im Speziellen die Hingabe für die Belegschaft aber auch unser Dorf.» Bereits über 200 Lehrlinge aus der ganzen Region wurden am Rande des Schächbelerwaldes ausgebildet. Viele davon sind gekommen, um zu bleiben und haben über Jahrzehnte dem Unternehmen ihre Treue und Dankbarkeit geschworen. «Ja, tatsächlich. Jahr für Jahr betreten bestimmt sechs, sieben Personen bei dem Betriebsabend das Podium, um ihre persönlichen runden Dienstalter-Jubiläen zu feiern.» Das mache ihn schon stolz und sei gewiss kein schlechtes Zeichen, so ein lächelnder Beat Haupt.
Die Unternehmensphilosophie
Im Gespräch mit mir stellt Beat Haupt klar, dass er als Geschäftsführer nun mal diese Firma repräsentiere, den Preis keinesfalls aber nur als den seiner Familie oder geschweige denn als seinen Verdienst betrachte: «Es war nie eine Einzelleistung. Dieses Unternehmen wird von der Gemeinschaft getragen. Die Firma Haupt AG als Ganzes steht ganz klar im Vordergrund. Und diese wird und wurde immer schon von den Leuten, welche hier arbeiten und arbeiteten getragen.» So fanden gemäss Beat Haupt bei dieser Firma immer auch schon schwächere, nicht so privilegierte Leute ihren Platz. Dies sei gar nicht immer so einfach. Denn jeder technologische Fortschritt und die gesamten wachsenden Anforderungen, beschneiden immer auch die Möglichkeit, schwächer Gestellten Arbeit zu bieten. Nichtsdestotrotz soll die Firma Haupt an dieser Stelle nun nicht zu einer Wohlfahrtsgenossenschaft hochstilisiert werden. Dafür sorgt Beat Haupt gleich selbst: «Natürlich geht es bei der Firma Haupt wie bei jeder anderen Firma immer auch um die Wirtschaftlichkeit.» Das habe so schon immer gegolten, über alle Generationen. «Unsere erwirtschafteten Erträge haben wir für Investitionen und die Firmenentwicklung verwendet.» Hier wären wir also wieder bei Werten wie Leidenschaft und Hingabe.
Eine Symbiose mit der Gemeinde
Und diese Hingabe seitens der Firma Haupt AG macht auch vor der Ruswiler Bevölkerung nicht halt. Schon gar nicht vor dessen unzähligen Jugend-, Sport-und Kulturvereinen. Jahr für Jahr werden deren Vereinskassen direkt oder indirekt unterstützt. Sei dies mit der kostenlosen Ausleihe von Transportfahrzeugen wie beispielsweise für das Sammeln von Papierbündeln oder durch das zur Verfügung stellen der Werkhallen, welche so schon mal zu Konzertsälen oder Zelttrocknungsanlagen umfunktioniert werden. Nicht zuletzt auch einfach aber nicht minder effektiv durch weitere materielle und finanzielle Spenden. Beat Haupt hält aber fest, dass ein solches Engagement stets mit einer treuen Kundschaft und nicht zuletzt mit qualifizierten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen aus der ganzen Region gekoppelt sei. In diesem Sinne: auf ein weiteres Jahrhundert solcher im Leitbild verankerten und in der täglichen Arbeit gelebten Werte. Ehre denen, denen Ehre gebührt!
Preisübergabe
Die offizielle Preisübergabe findet am Montag, dem 23. Mai 2016 um 19.30 Uhr im Schulungsraum der Firma Haupt AG an der Rosswöschstrasse 28 statt.
Ein Artikel von Philipp Hodel. Anzeiger vom Rottal,12. Mai 2016, Nr. 19